14.05.1950 |
Einsam und verlassen steht die "Heideblume" im seichten Uferwasser an der Achterbahn. Jeder, der am Strande der Spree über die Treptower Festwiese geht, sieht ihren verrosteten schwarzbraunen Eisenkörper, der in den Tagen des Kampfes um Berlin von mehreren Geschossen getroffen und zu Tode verwundet wurde. Drahtseile, die um die Bäume am Ufer geschlungen sind, halten ihn fest. Die einzigen Bewohner dieses ehemals stolzen Lastkahns sind Frösche und kleine Fische, die im wassergefüllten Bauch des Wracks den Frühlingssonnenschein genießen. "50 t Schrott", stellte der Beauftragte des Wasserstraßenamtes Berlin fest und besiegelte damit das Schicksal der "Heideblume".
Ein Stück weiter, umspült von den sanften Wellen der Spree, ragen die eisernen Spanten eines anderen Schleppkahns aus dem Wasser. Von dem hölzernen Schiffsrumpf ist nichts mehr zu sehen. Er wanderte zum Teil in die Öfen der Einwohner Treptows, und der Rest verfaulte.Zwischen den Spanten wachsen aus dem Wasser bereits in frisches Grün gekleidete Büsche und kleine Bäumchen - ein recht merkwürdiges Stilleben. Ein dritter Lastkahn, der zwischen der Achterbahn und den Bahnhof Treptower Park im Wasser liegt, hat bessere Zukunftsausichten, als seine beiden Leidensgenossen. Er kann vieleicht wieder hergestellt werden. Ein angeschossener Schlepper, der, wie ein Teil der anderen Schiffsleichen, mit Spezialgeräten aus den Berliner Gewässern gehoben und nach Treptow abgeschleppt wurde, liegt ebenfalls verrostet im Waser. Auch er hat Aussicht, wieder ausgebaut zu werden. Zwei eiserne Motorbootskörper und ein halber Schlepper, die letzten im Bunde, wurden schon auf den Strand gezogen. Diese drei Wracks sollen als erste verschrottet werden und in die Hütten und Stahlwerke der Republick wandern, um der Erfüllung unseres Wirtschaftsplanes zu dienen.
Anfang nächste Woche wird eine Firma im Auftrag der Berliner Handeslszentrale Schrott mit dem Zerschneiden der eisernen Bootskörper beginnen. Mit Schneidbrennern und Sauerstoff-Flaschen werden die Arbeiter den drei auf dem Strande liegenden Wracks zu Leibe gehn. Auch die "Heideblume" hat kaum noch Aussicht, das Deutschlandtreffen der Jugend zu überleben. Die drei anderen Schiffe werden voraussichtlich erst nach Pfingsten von ihrem augenblicklichen Liegeplatz verschwinden. Das Zerschneiden und der Abtransport der vier ersten Wracks aber stellt schon einen wesendlichen Beitrag zur Verschönerung des Treptower Parks dar, der mit seiner 22 000 Zuschauer fassenden neuen Freilichtbühne das kulturelle Zentrum des Deutschlandtreffens der Jugend in Treptow zu Pfingsten sein wird.
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Quelle |
www.heimatmuseum-treptow.de
Förderverein Museum Treptow e.V.
Buch "Johannisthal in Berlin", Autor Bernd Rompf u.a.
Buch "Alt-Treptow", Autorin Helga Pett
Buch "Baumschulenweg/Plänterwald in Berlin", Autor Georg Türke
Buch "Treptows vergangene Pracht", Autor Georg Türke
Wikipedia |
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