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Zenner Biergarten heute |
Der Vertrag mit einem weitern Pächter, dessen Angebot am 24. Mai 1707 vorlag, stellte die neubesiedlung des öde gewordenen Fleckchens und somit den Beginn einer Entwicklung dar, die den Trepkow auf längere Sicht nachhaltig verändern sollte. Dieser hieß Johann Lauer, war ebenfalls dereinst Bürgermeister der Stadt Cölln und Stadtkämmerer sowie später Consul Honorarius. Lauer begann mit der Errichtung „eines Heußchens auf gedachtem Treptow“ nebst Wirtschaftshof mit Nebengebäude, Brauhaus, Backhaus, Stallung für sechs Kühe nebst einer Scheune (alles Fachwerkgebäude) und legte sich Ackergerätschaften zu. Dafür setzte er sein persönliches Vermögen ein. Das territorial eingegrenzte Wirtschaftsgebilde wurde von nun an offiziell Vorwerk Trepkow, ab 1740 in den Magistratsakten Vorwerk Treptow genannt. |
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Anstelle der alten maroden Fischerkate war ein massives einstöckiges Wohn- und Gasthaus — zuweilen als Bauernhaus beschrieben - entstanden. Zum Anwesen gehörten umgebene Gärten und Äcker. Der Fischereibetrieb wurde fortgeführt. Angedacht war ein Pachtzeitraum von neun Jahren bei 45 Talern J ahrespachtzins. Des Pächters Absicht, ein florierendes kleines und vielgestaltiges Wirtschaftsunternehmen auf dem von ihm geschaffenen Vorwerk ertragreich führen zu können, erfüllte sich jedoch nicht. Wegen Krankheit im fortgeschrittenen Alter musste Lauer schon 1711 aufgeben und die Besitzung vorzeitig an die Stadtverwaltung abtreten. Für das Inventarium erhielt er die Entschädigungssumme von 882 Talern und 21 Groschen. Er verstarb im Juni 1712. Durch seine großzügigen Erneuerungsarbeiten wird aber Johann Lauer die verdienstvolle Neubelebung des „wüsten Trepkow“ zugeschrieben. Als Gründer des Vorwerks Treptow und Beförderer seiner Gastronomie ging er als geachteter Mann in die Regionalgeschichte ein. |
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Zenner am 4.09.2011 |
Von nun an wurde das Rathäußlich Vorwerk in 3-jährigem Turnus von Trinitatis (Sonntag nach Pfingsten) an zur weiteren Verpachtung ausgeschrieben und zumeist an den Stadtförster der Cöllnischen Heide in Zeitpacht abgegeben. Die erste Neuverpachtung erzielte mit 80 Talern sofort knapp den doppelten Preis der bisherigen Pachtsumme. Für den Krugbetrieb nahm sich der Förster zumeist einen Unterpächter, der die Gäste - zu jener Zeit vor allem Stralauer Fischer, vereinzelt auch schon Berliner Ausflügler — mit Speis und Trank und später Unterhaltung anlockte. Diese besondere Einnahmequelle bestimmte in zunehmenden Maße das Interesse potent eller Betreiber am vorwerklichen Pachtbetrieb und drängte schließlich fortan sogar die übrigen mit der Pacht einhergehenden Verpflichtungen in den Hintergrund. Aus dem Vorwerk entwickelte sich nun mehr und mehr eine gastliche Stätte, die sich immer stärker auf die Bedürfnisse der Ausflügler einstellte. |
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Lange Zeit nach Lauer, aber noch kurz vor der Übernahme des Anwesens durch den Stadtförster Schraube von seinem Kollegen Peter Cobes (Heydereiter 1712- 1727) im Jahre 1727 gestand der Magistrat dem Pächter ein weiteres Mal das Recht zum Krugverlage (Schankrecht für Bier) zu. Zur Besitzung gehörten nur der Zandersacker von fünf Scheffel Aussaat und einigem Wiesenwachs. Erst in der Folgezeit wurden die Äcker auf 91 Morgen 42 Quadratruthen erweitert. Die Bezeichnungen galten bei der Vermessung von Domänengrundstücken, wobei ein Morgen 2.553 Quadratmeter und eine Quadratruthe 14,21 Quadratmeter maß. 1873 wurden diese Maße abgeschafft. Der Pächter erhielt das Hütungsrecht für Vieh in den Cöllnischen Heiderevieren. In der Pachtausschreibung wurden neben Ernte und Vieh die „Fischerei, die Gartenarbeit und der Bierausschank daselbst“ mit 30 Talern bewertet. |
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Für beinahe jede weitere Neuausschreibung setzte der Magistrat höhere Bewertungszahlen an. 1727 war demnach Stadtförster Schraube - ein Magistratsförster Schraube findet sich noch 1774 in den Unterlagen - der Meistbietende für die Forsthauswohnung am Trepkow. Als neuer Arendator (Pächter) erhielt er den Kontrakt ausgehändigt. Die Pachtsumme belief sich bereits auf 112 Taler. Bei diesem Förster mutete es allerdings ein wenig eigenartig an, dass es ihn in das in der „unwirtlichen Heide gelegene Häuschen“ (Lohmann) zog, wo andere lieber die Gegend mieden, als dass es sie in die Wildnis drängte. Zudem ergab noch im August 1726 eine erneute estandsaufnahme des Magistrats die Verlotterung des Anwesens, die Fundamente des Gebäudes waren geborsten. Allerdings hatte Schraube wohl vor allem den Bier - und Weinausschank mit seinen Umsätzen des nun als Spreebudike benannten Gasthofs im Auge. Das Arbeitsfeld des Vorwerks erstreckte sich natürlich auch weiterhin auf die Gärtnerei, die Fischerei und die durchaus ertragreiche Viehzucht mit dem Hüterecht in der Heide, was einem enormen Pensum entsprach. Aber schon nach wenigen Jahren verstarb der Pächter, so dass es 1733 zu einer erneuten Verpachtung an einen Herrn Gersdorf kam, der das Vorwerk erneuern wollte. |
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Er erbot sich, ein zweites Stockwerk mit einem Saal und mehreren Gasträumen auf das Gebäude zu setzen, was 1734 auch geschah. Neben dem Wohn- und Gasthaus entstand die Anlage einer „Kegelbane“, der wohl ersten Treptows. Daneben legte Gersdorf noch eine Kaffeeschenke und eine Ausspannstation für Pferde an. Das Vorwerk wurde großzügig umgestaltet, sodass es schon bald das Gepräge eines märkischen Kruges aufwies, was zunehmend Gäste aus der Residenzstadt anzog. 1739 folgte die nächste Ausschreibung. Noch einmal bewarb sich der alte Pächter, konnte aber die neben der in astronomische Höhe gestiegenen Pachtsumme von 262 Talern erforderliche Kaution nicht mehr aufbringen, sodass ein zweiter Bieter namens Andreas Barseckow den Zuschlag erhielt, da seine Frau mit einem ihr gehörenden Haus für die Kaution einsprang. |
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Nun trug es sich zu, dass bereits im Frühjahr 1740 eine große und lange Hochwasserphase den Trepkow unter Wasser setzte und ihn von der Außenwelt abschnitt. Überschwemmungen waren nichts Unübliches, auch in den Folgejahren 1743, 1769 und 1770 verwandelte sich das Vorwerksgelände in eine Wasserwüste. Anfang April 1740 aber nutzte der Pächter diesen Umstand zur Flucht aus, erleichterte seine Frau noch um 70 Taler und ließ sie dann in der braunen Wasserflut zurück. So glaubte er, dem erdrückenden Pachtzins des Folgejahres sowie dem Gezänk seiner als „reichlich resoluten, maßlos redseligen und überaus heuchlerisch“ geschilderten Frau zu entkommen. In der Folgezeit blieb Barseckow verschwunden. Seine Frau wurde trotz vieler Petitionen an Magistrat und König - sie stellte sich immer wieder als„arme verlassene und ruinierte Frau mit einem traurigen Schicksal“ dar — schließlich gezwungen, die ausstehende Pacht von 32 Talern zu begleichen, erhielt jedoch kein neues Pachtangebot mehr. |
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Im Mai 1740 hatte Friedrich II. den Königsthron bestiegen und es war schon erstaunlich, mit welchem persönlichen Interesse er sich in seiner Regierungszeit immer wieder mit Fragen des kleinen Vorwerks Treptow befasste. So forderte er beispielsweise, dass nach Veröffentlichung des Pachttermins 1746 an den Magistrat die Aufforderung ergehe, sich in einer Zusammenkunft darüber zu äußern, ob nicht der Treptow einen passenden Ort für eine Rinder- und Schafsweide abgäbe, die dringend vonnöten wäre. Da dieses Ansinnen jedoch von niemandem so recht unterstützt wurde, verlief der Vorgang im Sande. Ab 1740 überließ der Magistrat das Vorwerk mit Einverständnis der Churmärkischen Cammer pachtweise auf sechs Jahre dem „Hasenheger“ der Cöllnischen Heide, der bis dahin seinen Wohnsitz in der Teltower Vorstadt von Cölln, in der Hasenhegergasse, später Feilnerstraße, beanspruchte. |
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Jetzt zog das Förstergeschlecht der Lehmanns ein. Für „Vater Lehmann“ (Carl Lehmann) hatten sich die Stadtverordneten von Cölln stark gemacht, da er bislang in der Cöllnischen Vorstadt wohnte und bei zu schließendem Stadttor am Schlesischem Busch sich „nicht allemal auch zur rechten Zeit in der Heide finden lassen und deshalb seinen Functionen nicht treulich vorstehen“ konnte. Mit dem Einzug ins Forsthaus am Vorwerk wurde er nun in die Lage versetzt, „seine Function mit besserer Accuratesse als bisher zu respizieren“. Dem versuchte Lehmann sechs Jahre nachzukommen. Seine wichtigste Nebeneinkommensquelle war um 1745 in der Sommerzeit der Verkauf selbst erzeugter Milch. Bei der Pachtausbietung 1746 ging es um die Neuverpachtung von Viehzucht, Wirtschaft sowie um den Bier- und Branntweinausschank für immerhin bereits 130 Taler durch den Magistrat. Diesmal hatte der Schwertfeger (Handwerker, der Schwerter und Degen fertigte) Gottlieb Richter die Nase vorn. Er führte das Vorwerk bis l75l, verkalkulierte sich dann offenbar mit der Urbarmachung des dazugehörigen Ackerlandes. Wirtshaus und Gastwirtschaft befanden sich ebenfalls in einem stark vernachlässigten Zustand, stellte die Magistratskommission nach einer Besichtigung im selben Jahr fest. Alles war so weit heruntergekommen, dass sich bei sechs hintereinander anberaumten Pachtterminen erst beim fünften und sechsten Mal ein Interessent fand, der - wer wollte es wohl glauben — wieder Altförster Lehmann hieß. Er kannte den Treptow und fühlte sich der Aufgabe weiterhin gewachsen und dafür besonders geeignet. Die Ergebnisse seiner Bewirtschaftung in der Folgezeit ließen aber zu wünschen übrig. Allerdings fielen in seine Amtszeit einige Hochwasser, die dem Vorwerkschefviel Kraft raubten. Außer ihm, seiner Familie und dem Gesinde, zusammen sechs Personen, befanden sich keine anderen Einwohner am Ort. Nach zwölf Jahren starb Lehmann 1763. |
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Die von der Spree ausgehenden Hochwasser mit ihren anschließend zurückflutenden Wassermassen schildert der zeitgenössische Betrachter und Berlin-Chronist Johann Christoph Bekmann (l64l-l7l7) in einer von seinem Großneffen Bernhard Ludwig Bekmann l75l herausgegebenen Beschreibung als ein dunkles, bräunlich-schwärzliches und stinkendes Gebräu. Sie richteten vor allem auf den Feldern beträchtliche Schäden an, woraufhin die Ausflügler den T reptow weitgehend mieden. Dem angegliederten Gasthaus wurde zwar seit der Jahrhundertmitte der Charakter eines hauptstädtischen Erholungszieles zugebilligt, sein Zustand jedoch von Amts wegen mit offener Kritik bedacht. Es hieß da zunächst: „ anlangent die Wirtschafft, so ist solche in Zeiten, da des Sommers sich viele Menschen aus der Residentz hierher begaben, um sich im grünen Büsche mit Spatziren zu divertieren, indem viel Geträncke consumirt, auch die Gäste mit Speisung gegen reichliche Bezahlung accomodiret worden, einträglich gewesen,“ und dann: „bringet aber anitzo wenig
ein“. Beklagt wird, dass „viel Standes Persohnen diesen Orth gäntzlich abandonirt und sich zu Rummelsburg divertirn“ und auch „das Haus so schwach und leicht ist, daß, wann die Gäste in denen Stuben sich bewegen, das Ziegeldach erschüttert, darüber jedermann fürchterlich wird und nicht wieder hierher kommt“. Dabei sollte bedacht sein, dass in den reizvoll gelegenen Nachbarorten Stralau und Buckshagen (später Boxhagen) sowie im zitierten Rummelsburg (damals noch Charlottenhof), später selbst Magistrats-Vorwerk am gleichnamigen See, ebenfalls beliebte Gastwirtschaften existierten, die durchaus eine frühe Konkurrenz zu Treptow darzustellen vermochten. Auch sie waren romantische Ziele der „Wasserfahrten“ mit Gondeln sowie der Torwagen (Fahrzeuge, die durch die Stadttore fahren durften) betuchter Ausflügler. |
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Nach dem Tode Lehmanns übernahm noch 1763 der Gastwirt Johann Friedrich Ende, Schwager der Frau Lehmann, die Pachtung. Er ersuchte sogleich den Magistrat, die Pacht zu ermäßigen, da „das schon besäte Land von dem darum gewesenen Zaun gänzlich entblößet worden ist“. In der Tat hatten russische und österreichische Invasionstruppen das Gebiet durchstreift, worunter auch das Vorwerksgelände stark gelitten hatte. Ende verzweifelte schon bald, zumal er sich in finanziellen Nöten befand. Einer Aktennotiz zufolge hatte ihn 1768 „das Malheur betroffen, vor einigen Tagen unglücklicherweise zu ersauffen“, was auf Selbstmord hindeutet. Deshalb musste die Witwe Lehmann zunächst die Wirtschaft allein weiterführen, erhielt aber Unterstützung durch den „Traiteur vom Cadettenhoffe“ (Traiteur = Gastwirt gehobener Klasse) Kagemann, der dem Pachtvertrag beitrat. 1769 erneuerte dieser den Kontrakt und konnte auf gute Verkaufsumsätze hoffen, wenn ihm nicht die nächste Hochwasserüberschwemmung einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Das war auch Kagemanns Ende auf dem Treptow, er gab entnervt auf und verschwand an einen für ihn sicheren und lukrativeren Ort, verpachtete jedoch zuvor die Wirtschaft an den Weinhändler Rückert weiter.
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Nun trat ein neuer „Heydereuter“ - Sohn des 1763 verstorbenen Stadtförsters Carl Lehmann, Peter Lehmann (l746—1817) - auf den Plan und unterbreitete im August 1771 sein Angebot: Zahlung von 160 Talern Pachtsumme und Eintritt in den Kagemannschen Vertrag, sollte ihm der Besitz des Vorwerks für seine gesamte Dienstzeit zugesichert werden. Geeinigt wurde sich darauf, Lehmann die Schankwirtschaft an Rückert verpachten zu lassen. Ein Jahr zuvor war der Förster noch bei der Bewerbung um die Pacht des Schulzengerichts beim Gutsherrn von Britz und Inhaber des Rixdorfer Schulzenhofes, Ewald Friedrich Graf von Hertzberg, gescheitert. Daher versuchte er nun, sich dem Magistrat anzuempfehlen, indem er diesem versicherte, dass er „sodann auf die Riecksdorfer, welche die mehresten Defraudadationen [Unterschlagungen] begehen, genauer Acht geben könne“. Für das von der häufigen Hochwassernot bedrängte Vorwerk war 1771 ein gutes Jahr, wie den „Ber1inischen lntelligentz-Zetteln“ vom 29. Juni zu entnehmen war. Jedenfalls ließ Lehmann dazu verkünden: „Da nun mehro die Promenade nach Treptow trockenen Fußes zu paßiren ist, so wird solches nicht allein, sondern auch zugleich hiermit bekannt gemacht, daß ein jeder daselbst auf das beste accomodiert werden [sich einrichten] soll“. Bei einer weiteren Pachtausbietung im September 1775 folgte ein taktisches Hin und Her in den Geboten, mit denen sich Lehmann und sein neuer Konkurrent Anton August Kreppin, der „arme Kolonist“ und „Tretier in der Reahl schuhl“, auszustechen suchten. Der Förster verwies den Magistrat auf sein kümmerliches Einkommen, das bei nur 76 Talern Gehalt und 28 Talern Wohngeld lag. Dazu stan den ihm 74 Morgen Land zur Verfügung. Daher sei ihm die Pacht des Vorwerks wichtig, könne er doch hierbei einen notwendigen Zuverdienst zum Lebensunter halt erwirtschaften. Auch hier verfolgte der König aufmerksam den Verlauf. Die Entscheidung konnte Lehmann schließlich zu seinen Gunsten beeinflussen und erhielt den Treptow nach der Approbation vom 10. Juli 1776 für jährlich 165 Taler in Pacht. Durch das Entgegenkommen des Magistrats glaubte dieser, die Kosten für den Neubau des Wirtsgebäudes und die notwendigen übrigen Baureparaturen auf den Pächter abwälzen zu können. Wer den Bau des Hauptgebäudes 1776 dann finanzierte, ist zwar nicht mehr belegt, vermutlich wird aber dann doch die Stadt die Last getragen haben.
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In den Jahren 1779/80 siedelten sich die ersten drei der sechs Kolonistenfamilien mit ihren bescheidenen Büdnerhäuschen und kleinen Gärten hinter Treptow an. Mit ihnen respektive ihren Nachfolgern und dem Pächter der Vorwerksbudike sollte um die Jahrhundertwende noch ein handfester Streit um die Rechte zum Kaffeeausschank ausgefochten werden, wovon im nächsten Hauptkapitel zu berichten sein wird. Um seine Einnahmen von Beginn an förderlich zu gestalten, empfahl sich am 19. Februar 1795 ein neuer Gastwirt namens Friedrich Wilhelm in einer Anzeige der Vossischen Zeitung mit folgenden Worten: „Da ich nunmehr meine Gastwirtschaft auf dem Treptow, bei Berlin, völlig eingerichtet habe, so empfehle ich mich allen hohen Herrschaften und einem geehrten Publikum, und bitte um geneigten Zuspruch, mit Versicherung der besten Bequemlichkeit und Aufwartung“. Auch können bei ihm „Pickenicks gegeben werden; desgleichen sind Zimmer zu Sommerlustbarkeiten zu vermiethen“. Eine „Lustgondel“ zählte in dieser Zeit ebenfalls zum ständigen Inventar des Vorwerks. |
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Die Wirtschaft, die man noch immer Spreebudike nannte, suchten die Ausflügler vor allem in der wärmeren Jahreszeit auf, während sich in der übrigen Zeit die Fischer und ihre Gehilfen aus dem gegenüberliegenden Stralau einfanden und abends Branntwein tranken. Das gesellige Feierabendtrinken im Treptower Wirtshaus nahm im Leben dieser Fischer einen besonderen Platz ein. Der Branntwein galt allerdings nach der kritischen Ansicht des anerkannten Oberstabsmedikus Johann Ludwig Formey Mitte des 18. Jahrhunderts „als das Lieblingsgetränk des gemeinen Mannes“ und war angeblich die Folge der Verarmung des Volkes durch die großen Kriege. „Aus einem Tranke zum Wohlgenuss ist er zum täglichen, beinahe ebenso allgemeinen Bedürfnisse geworden, als das Brot“, resümierte er. Noch ärger sah es sein berühmter Kollege, der Arzt und Pathologe Christoph Wilhelm Hufeland. Dieser machte die „Branntweinseuche“ dafür verantwortlich, „dass ungestört und unerkannt die fürchterlichsten Verwüstungen unter uns anrichtet werden“ und stellte schließlich fest, dass „die Menschheit noch nie an einer so gefährlichen und allgemeinen Krankheit, als dieser Seuche litt“. Die Befürchtungen Hufelands wurden einige Jahrzehnte später um ein Vielfaches übertroffen. Die Obrigkeit hingegen hatte stets ein ambivalentes Verhältnis zum Alkohol und - zur Wahrheit. Einerseits beförderte sie setig die Trunksucht, um die Branntweinsteuer abzukassieren und war deshalb am Umsatz interessiert, andererseits gab sie ihre Besorgnis um die Gesundheit der Untertanen kund. Daran scheint sich bis heute nichts geändert zu haben. Schon im März 1718 hatte der ein wesentliches Kapitel preußischer Geschichte
mitbestimmende Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. von Gottes Gnaden das„Allgemeine Edict wegen der Abstellung des Voll-Sauffens“ erlassen. Die „Trunckenheit in denen Delictis“ vorkamen, sollte nicht entschuldigt, sondern die Strafe vermehrt werden. „Gottes Wort habe das abscheuliche Laster der Trunckenheit ernstlich verboten“. |
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Das Verhältnis des konservativen, alternden und wenig friedfertigen Lehmann zu seinen Gastwirten konnte kaum als harmonisch angesehen werden. So beklagte er sich 1799 bei seinem Restaurateur und „Afterpächter“ (damals Schimpfwort für Unterpächter) Wilhelm, unerlaubte Tanzmusik an den Sonntagabenden zugelassen zu haben und trug denselben auf, „keine Nachtschwärmereien, am wenigsten von Domestiquen (veraltet: Dienstboten), zu dulden, die den Leuten des Försters nur
zur Verderbnis und Versäumnis Anlaß geben“. Der hielt ihm störrisch entgegen, dass er „Lehmann als einen grausamen und gehässigen Menschenfeind ansehe, der sich mit niemandem vertragen könne und ihn nur schikanieren wolle“. 1811 hatte ein weiterer Unterpächter, der Gastwirt Buggenhagen aus Stralau, die Wirtschaft übernommen und sie bis zur Auflösung des alten Vorwerks weiterbetrieben. Als Neuerung führte er einen Rettungskasten für in Wassernot geratene Personen ein, der alle erforderlichen Mittel und Apparate beinhaltete. Dies geschah auf Weisung des Polizeipräsidenten von Berlin vom 28. September 1811, die Kosten übernahm die Staatskasse. Nach 49 Dienstjahren reichte 1816 der 70-jährige Lehmann sein Pensionsgesuch ein. Sein Amtsnachfolger erhielt die Dienstwohnung im Forsthaus am Bärwinkel, dem späteren Gut Marienthal an der Canner Chaussee (Keimzelle von Baumschulenweg), zugewiesen. Trotz schlechter Beschaffenheit von Vorwerks- und Wirtschaftsgebäude konnte der scheidende Lehmann beim Magistrat noch 750 Taler als Entschädigung für die Gebäude herausholen, überlebte das folgende Jahr jedoch nicht mehr. |
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Quellen |
www.heimatmuseum-treptow.de
Förderverein Museum Treptow e.V.
Buch "Johannisthal in Berlin", Autor Bernd Rompf u.a.
Buch "Alt-Treptow", Autorin Helga Pett
Buch "Baumschulenweg/Plänterwald in Berlin", Autor Georg Türke
Buch "Treptows vergangene Pracht", Autor Georg Türke
Wikipedia |
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