1896 |
Im Zuge der Vorbereitung für die Große Berliner Gewerbeausstellung 1896 kam es in der Landgemeinde Treptow zu zahlreichen
Strukturänderungen und -verbesserungen. Viele Straßen wurden angelegt und befestigt, der öffentliche Nahverkehr ausgebaut.
Auch aus Anlass der Gewerbeausstellung wurde eine (zunächst nur temporär vorgesehene) Sternwarte gebaut, mit dem bis heute längsten Linsenfernrohr der Welt (21 Meter Länge) ausgestattet. Heute ist sie, nach ihrem Mitgründer Friedrich Simon Archenhold, unter
dem Namen Archenhold-Sternwarte bekannt.
Rund 7,5 Millionen Besucher hatte die Ausstellung, etwa 41000 Menschen täglich. Davon waren aber nur etwa 3,5 Millionen
zahlende Zuschauer, da Bedienstete der Aussteller meist freien Eintritt hatten. Es gab ein Billet-Heft zu 4 Mark, die den Eintritt
aller Ausstellungen, einiger Sonderausstellungen und einige Vergünstigungen enthielten. Der Eintritt für die Hauptausstellung,
die Marineausstellung, die Kulissenstadt Alt-Berlin und die Kolonialausstellung betrug je 1 Mark. Daß die erwarteten durchschnittlich
50000 Besucher pro Tag nicht zusammenkamen mag am hohen Eintrittspreis gelegen haben, an einer allgemeinen
Ausstellungsmüdigkeit oder aber auch daran, daß von den 168 Ausstellungstagen 120 verregnet waren und der Sommer 1896
relativ kühl ausfiel. Die Betriebskosten waren insgesamt mit rund 6,5 Millionen Mark veranschlagt.
Durch die feuchte Witterung hatten die Gebäude stark gelitten. Das Gebäude für Chemie & Photographie und einige andere
wurden noch für die Gartenbauausstellung 1897 benutzt und erst dann abgerissen. Ebenso wurde der Stadtbahnhof "Ausstellung"
abgerissen. 1898 war der Treptower Park wiederhergestellt.
Die Berliner Gewerbeausstellung 1896 war die letzte ihrer Art. Neben den Entwicklungen in der Infrastruktur in Treptow und
der Archenhold-Sternwarte blieb die Erkenntnis, daß Berlin ein permanentes Ausstellungsgebiet brauchte. Das entstand dann in Witzleben.
Ausstellung
Schließlich fand die Ausstellung als Berliner Gewerbeausstellung vom 1. Mai bis 15. Oktober 1896 im Treptower Park statt.
Mit einem Areal von 900.000 Quadratmetern überbot man selbst die bisherigen Weltausstellungen. Um den „Neuen See“,
ein künstlich angelegtes Wasserbassin mit 10.000 Quadratmetern Fläche (in etwa auf dem heutigen Gelände des Sowjetischen Ehrenmals),
gruppierten sich auf dem weitläufigen Gelände entlang der Spree die Pavillons der 3.780 Aussteller, die in 23 Gruppen aufgeteilt waren.
Das größte Gebäude war das in der Nähe des Haupteingangs gelegene Haupt-Industrie-Gebäude, in dem 13 Gruppen untergebracht waren,
um ihre Produkte und Entwicklungen vorzustellen. Die Bauten direkt am „Neuen See“ mit Aussichtstürmen, Restaurant, Wandelhalle
und Gondelhafen entstanden nach Entwürfen von Bruno Schmitz.
Im Zuge der Vorbereitungen für die Gewerbeausstellung 1896 kam es in der Landgemeinde Treptow zu zahlreichen Strukturänderungen und -verbesserungen. Um die vielen Besucher (etwa sieben Millionen wurden es) von der Innenstadt nach Treptow zu bringen, mussten die
Verkehrswege ausgebaut werden. Viele Straßen wurden neu angelegt oder nun befestigt, der öffentliche Nahverkehr deutlich ausgebaut.
So erhielt die Görlitzer Bahn einen eigenen Bahnhof „Ausstellung“, der nach der Ausstellung wieder geschlossen wurde. Mehrere elektrische Straßenbahnlinien wurden im April in Betrieb genommen. Und auch die Ringbahn hatte eine eigene Haltestelle – der heutige S-Bahnhof
Treptower Park. Man konnte über die Spree zur Ausstellung gelangen – selbst Landungsbrücken für Ihre Majestäten waren eingerichtet
worden. Ebenso war geplant, dass man unter der Spree zur Ausstellung gelangen konnte – der Spreetunnel Stralau sollte ein
Demonstrationsobjekt für Untergrundbahnen in Berlin werden, wurde dann aber doch erst 1899 in Betrieb genommen.
Außerdem konnten die Besucher innerhalb der Ausstellung mit einer elektrischen Rundbahn der Firma Siemens & Halske die Höhepunkte
auf dem riesigen Gelände bequem erreichen. Für die Stromversorgung der gesamten Anlage war ein eigenes Kraftwerk errichtet worden.
Die Ausstellung war von einer weltweiten Werbekampagne begleitet, und obwohl es an 120 der 168 Ausstellungstagen regnete, kamen
über sieben Millionen Besucher.
Die Attraktionen der Ausstellung
Die Ausstellung war keine reine Produktmesse, sondern vielmehr als Gesamtkunstwerk angelegt. Neben der Vorstellung der technischen
Neuerungen sollte auch das Vergnügen nicht zu kurz kommen und auch die ferne Welt in der noch jungen Reichshauptstadt präsentiert werden.
Für das leibliche Wohl war mit zahlreichen Cafés, Restaurants und Brauereien gesorgt. Das Hauptrestaurant am östlichen Ende des „Neuen Sees“
wurde von Adlon & Dressel betrieben. Gegenüber lag vor dem Haupt-Industrie-Gebäude das Kaffee Bauer. Davor lud der Gondelhafen zu Fahrten mit venezianischen Gondeln auf dem See ein. Auch die bekannten Berliner Gastronomen Aschinger waren mehrfach auf der Ausstellung vertreten. Außerdem boten Unternehmen wie Sarotti, Hoffmann & Tiede, die Breslauer Wurstfabrik, das Bürgerliche Brauhaus Pilsen, die Brauerei Patzenhofer, Tucherbräu und viele andere ihre Produkte an. Frisch gezaptes Bier und warme Speisen konnte man auch in einem Automaten-Restaurant im Vergnügungspark erstehen.
Im Vergnügungspark trugen Hagenbecks Thierzirkus und Nordpol-Panorama, Dr. Wölferts Lenkbares Luftschiff, ein Ballonplatz, die Wasserrutschbahn, das American Theatre, das Luft-Carussel und vieles mehr zum vielfältigen Programm bei.
Ansicht der Kolonial-Ausstellung
In der Deutschen Kolonial-Ausstellung waren Dörfer aus Ostafrika, Togo, Kamerun und Neu-Guinea nachgebaut. Etwa 400 „Eingeborene“ waren eigens für diese Ausstellung nach Berlin gebracht worden und wohnten dort, um authentisches Leben in fernen Ländern zu demonstrieren.
In „Kairo“ wurden Gassen der Kairoer Altstadt nachgebildet mit Arabischem Café, Moschee und Basaren. Auch Pyramiden und ein Fellachen-Dorf ergänzten das exotische Ensemble. Mittels eines Aufzugs konnte man die größte Pyramide (die tatsächlich nur in der Vorderseite steinern errichtet war) zur Spitze hinauffahren und als Aussichtspunkt benutzen.
Theater „Alt-Berlin“ und weitere Gebäude
Alt-Berlin war der Nachbau eines Berliner Stadtteils mit Marktplatz, Rathaus und dem Theater „Alt-Berlin“ des Architekten Bernhard Sehring.
Auch Otto Lilienthal präsentierte sich mit seiner Firma für Dampfmaschinen auf der Ausstellung. Seine ursprünglich geplanten Flugvorführungen wurden aber nicht genehmigt und so musste er sich damit begnügen, am 16. Juni einen Vortrag über „Praktische Flugversuche“ zu halten.
Das Riesenfernrohr löste besonderes Interesse bei den Besuchern aus, obwohl das von Friedrich Simon Archenhold entwickelte Fernrohr, das auch Himmelskanone genannt wurde, erst im September voll funktionstüchtig war. Das mit einer Brennweite von 21 Metern bis heute größte Linsenfernrohr der Welt war in einem Holzgebäude untergebracht. Wegen des großen Interesses und des fehlenden Geldes zum Abbau nach der Gewerbeausstellung entstand hieraus später die älteste und größte Volkssternwarte Deutschlands: die Archenhold-Sternwarte. Sie ist das einzig Erhaltene der großen Schau. Alles andere musste nach der Ausstellung wieder aus dem Treptower Park entfernt werden, denn die Genehmigung war nur unter der Maßgabe erteilt worden, dass die Parkanlagen keinen Schaden nahmen.
Weitere Attraktionen waren das Alpenpanorama, die Marine-Schauspiele und das Gebäude der Stadt Berlin. Die Industriehalle selbst war durch ihre Architektur damals berühmt, sowohl durch ihre Größe wie Formensprache - eine Erinnerung der Bauart findet sich in der heute noch existierenden Oberbaumbrücke, die zeitgleich mit Gewerbeausstellung von 1894 bis 1896 etwas flussabwärts errichtet wurde.
Einige Firmen leisteten sich eigene Pavillons mit eigenen Attraktionen, Siemens & Halske zeigte einen Riesendynamo, Wilhelm Conrad Röntgen zeigte erstmals öffentlich die medizinische Anwendung seiner X-Strahlen, Carl Zeiss stellte hochpräzise wissenschaftliche Geräte aus, und die AEG brachte Licht in die Ausstellung - in bis dahin nie gesehenem Umfang wurde das Ausstellungsgelände am Abend mit tausenden Glühlampen (einer noch jungen und noch teuren Erfindung) hell erleuchtet - das elektrische Licht war damals selbst schon eine Attraktion.
Austellung der 1. Baby-Incubatoren (Brutkästen)
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Die Babybrutkasten Austellung bei der Berliner Gewerbeausstellung, hatte viele Nachahmer hervorgerufen. Darunter die Trans-Mississippi Ausstellung, Chicago Century Progress Ausstellung, die Pan American Expositon, die New Yorker World`s Fair sowie die Coney Island.Das Kinderbrutkasten Institut weckt weiterhin reges Interesse bei den Besuchern der Handelsausstellung und hat es abgelehnt eine permanente Insitution in Berlin zu werden, wurde uns gesagt.
Ein Komitee, das gerade dabei inbegriffen ist geformt zuwerden, beinhaltet einige der berühmtesten Professoren, darunter einer der am meisten einflussreichen Gynekologen Berlins, und hat es sich selbst auferlegt die notwendigen finanziellen Mittel für die Gründung einer solchen Säuglingsstation zu finden.
Die Station soll nach dem Muster des auf der Berliner Ausstellung gezeigten Incubations Centers gebaut werden.
Es wird, in den von Herrn Lion gebauten Incubator, hauptsächlich schwache und verfrüht geborene Säuglinge aufnehmen.
Herr Lion ließ dem Komitee verkünden, daß er die notwendigen Incubatoren für das Asylum spenden wird.
Eine seit gestern Nachmittag für die Distribution erhätliche Broschüre beinhaltet interessante Daten bezüglich der Stigmata der zu früh geborenen Kinder und eine exakte beschreibung von Herrn Lion`s Incubator im gebrauch.
Weiterhin beinhaltet das Prospekt Auswertungen von Privy Counselor Professor Gusserow, den medizinischen Direktor der Women`s Clinic University sowie vom Professor Rudolph Virchow.
Beide Wissenschaflter befürworten den Wert von Herrn Lions entwickelten Inkubator durch ihre fachlichen Meinungen die speziell für diese Broschüre von ihnen verfasst wurden. Bekräftigt wird die positive Einschätzung und Empfehlung von Berlins berühmten Neurologen Herrn Albert Eulenburg, welcher während eines Besuchs in der französichen Riviera die "lionische Mutterstation" kennenlernte.
Obwohl Martin Couney behauptet hatte für die Berliner Ausstellung verantwortlich zu sein, scheint es das jene voraussichtlich von Dr. Alexandre Lion organiziert und verwaltet wurde.
Jener sammelte Spendengelder bei Ausstellungen für die Errichtung von Säuglingsstationen in Nice, Paris, Lyons, Marseilles sowie Bordeaux seit 1891.
Die Artikel in der offizielen Ausstellungszeitung als auch in der "Illustrated London News" besagen, daß die Inkubatoren von Herrn Lion bereitgestellt wurden.
Die Abteibrücke befindet sich zwischen dem Treptower Park und einer in der Spree gelegenen Insel. Park und Insel wurden in Vorbereitung der Berliner Gewerbeausstellung 1896 ausgebaut bzw. aufgeschüttet. Die anfangs „Treptower Bruch“ genannte Insel bekam nach Eröffnung einer als schottische Klosterruine („Abtei“) gestalteten Ausflugsgaststätte den Namen Abteiinsel. Weil das Gasthaus Abtei 1914 abbrannte und seine Reste abgetragen wurden, konnte der Wiener Architekt und Bauingenieur Friedrich von Emperger im Auftrag der damaligen Stadt Rixdorf als Besitzer der Insel seine erste Stahlbetonbrücke mit einem großzügigen Brückenhaus hier planen.
Die im großen Bogen ohne Flusspfeiler gebaute Brücke wurde erstmals aus betonummanteltem Gusseisen hergestellt. Es handelt sich um einen beidseitig eingespannten Bogen, an dessen Enden je ein Brückenturm steht. Für diese Bauwerke wählte der Architekt Stilelemente des Historismus und verschieden gestaltete Dachformen. Der dreistöckige Turm am Inselzugang wird in der zweiten Etage von einer Aussichtsplattform umgeben. Die Gehbahn der Brücke ist mit beiderseitigen schlanken Betonpfeilern dem hochgewölbten Unterbogen aufgesetzt.
Das Brückenhaus auf der Insel diente in der DDR-Zeit als Jugendklubhaus. Die Insel erhielt nun den Namen Insel der Jugend und wurde ein gern besuchter Ort für junge Paare. Einmal jährlich werden die Brücke und die Insel Ziel vieler Besucher, weil hier seit dem 19. Jahrhundert das Höhenfeuerwerk Treptow in Flammen und seit 1989 auch das Treptower Hafenfest stattfinden. Weitere Veranstaltungen wie ein „Sonnenwendfest“oder gelegentliche Live-Konzerte werden den Gästen ebenfalls angeboten.
1992 bis 1994 ließ die Senatsverwaltung die Abteibrücke total sanieren.Seit 2005 gibt es eine neue Attraktion auf der Abteibrücke: die Blauen Keramikherzen. |
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