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Soldat mit Kind zerschlägt Hackenkreutz |
Am Eingang zum
Ehrenmal |
Blick auf den Soldaten mit Kind |
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Ein Wettbewerbsaufruf und sein Ergebnis
Im Jahre 1946 schrieb der Militärat derGruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland einen künstlerischen Wettbewerb zur Schaffung eines Entwurfs für eine Gedänkstätte zu Ehren der beim Sturm auf Berlin gefallenen Soldaten der Sowjetarmee aus. Im Wettbewerbsaufruf hieß es unter anderem: "Bei der Ausarbeitung des Projekts ist von der Aufgauszugehn, eine dfauerhafte monumentale historische Gedenkanlage zu schaffen, die die Idee der Unsterblichkeit, des lichten Gedenkens an die gefallenen sowjetischen Soldaten und die Größe der internationalen Befreiungsmission der Sowjetarmee wiederspiegelt, in deren Namen die Soldaten ihr Leben hingegeben haben." |
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Es galt, den künstlerischen vollkommensten Ausdruck für diesen tiefen Inhalt zu finden.
Etwa 50 Bildhauer und Architekten, darunter auch deutsche, reichten Entwürfe ein. Fast alle suchten die Lösung der zweifelslos schwierigen Aufgabe in Gestallt einer einzigen mächtigen Vertikalen von 100 Metern Höhe und mehr zu finden. Meist waren das stufenförmige Türme, Obelisken oder gigantische Säulen, von denen viele durch Skulpturen abgeschlossen waren. In manchen Projekten waren 300 Meter hohe Türme vorgesehen. Einige Entwürfe erschöpften sich in formalistischen Lösungen, in unpersönlichen geometrischen Formen: Pyramiden, gigantische Quader und ähnliches. |
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Im Ergebnis des Wettbewerbs bestätigte der Militärrat ein Projekt, das von einem sowjetischen Kellektiv, bestehend aus dem Bildhauer J.W.Wutschetitsch, dem Architekten J.B.Belopolski, der Ingenieurin S.S.Walerius und dem Kunstmaler A.A.Gorpenko , entworfen und vorgelegt wurde.
Im Ehrenmal finden wir unterhalb der Terrasse des Haupteingangs auf der linken Seite die Worte eingemeißelt:
Starke und überzeugende inhaltliche Aussagekraft, die räumlich großzügig gegliederte Komposition sowie eine äußerst gelungene organische Verbindung von Architektur, Skulptur und landschaftlichen Gegebenheiten zeichneten das bestätigte Projekt aus. Leben und Kunst, Kunst und Leben bilden hier ein geschlossenes Ganzes. |
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Die Schöpfer waren sich der Tatsache bewußt, daß die idieelle Aussage eines wirklichen Kunstwerks nicht zuletzt von der Volkstümlichkeit sowie der Zugänglichkeit der künstlerischen Vorstellung für jeden Betrachter abhängt. So hatten auch die monumentalen Ausdrucksformen einer solchen historischen Gedenkstätte einfach und sparsam, aber zugleich klar und volltönend zu sein. Sie mußten ein ideenvolles, künstlerisches Abbild Darbieten. |
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Dabei flossen - entgegen allen noch heute in unserer Literatur und Publizistik anzutreffenden Simplifizierung, was die künstlerische Motivation, aber auch die spätere inhaltliche Ausdeutung betrifft - in der gefundenen künstlerischen Lösung für das Treptower Ehrenmal mit seinem Hauptmonument hervorragende konzeptionelle Ideen, vielr Erkenntnise und Erfahrungen, Geschichte und Gegenwart, Kunsthistorisches und Erlebtes - nicht zuletzt aus dem Großen Vaterländischen Krieg - harmonisch zusammen.
Doch lassen wir uns von den Schöpfern des Werkes selbst berichten, von welchen Überlegungen sie sich leiten ließen und sie an ihre Aufgabe herangingen. Der Bildhauer J.W:Wutschetitsch führte dazu aus: |
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Als wier mit der Projektierung begannen, wandten sich natürlich mein Kollege, der Architekt J.B.Belopolski, und ich den schöüferischen Erfgahrungen der Vergangenheit zu; nicht so sehr, um diese oder jene kompositorische Lösung zu nutzen, als vielmehr um irgendeine Orientierung zu haben, sich auf das eine oder andere Prinzip stützen zu können, welches vorher bei der Schaffung eines ähnlichen Typs von Denkmälern angewand wurde. Obwohl es im Verlauf der Menschheitsgeschichte unzälige Kriege gegeben hat, war zu diesem Thema nur eune verschwindend kleine Anzahl von Denkmälern geschaffen worden. Das ist auch verständlich; dienten doch fast alle diese Kriege den Interressen der herschenden Ausbeuterklassen. Ihnen war an einer Verewigung des Gedenkens an die unsagbaren Opfer, die die Völker in jenen Kriegen erbringen mußten, nichts gelegen, ungeachtet dessen, daß die Völker die heimatliche Erde vor fremden Eroberern schützen, daß sie Heroismus, Selbstaufopferung und hohen Patriotismus zeigten. Die herschenden Kreise versuchten, die breiten Volksmassen davon abzulenken, Wesen und Ursachen der Kriege zu verstehn. Wenn sie schon Denkmäler errichten, so glorifizierten sie damit vorrangig hochgestellte Personen, dennen das Hauptverdienst an militärischen Siegen zugeschrieben wurde. Oder es enstanden pompöse, anonyme Anlagen, die auf ihre Weise ebenfals individuellen Heroismus versinnbildlichen Sollten...
Was fanden wir nun in dieser Hinsicht bei uns "zu Hause"? |
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Der hohe Patriotismus des russischen Volkes, das der verräterischen Politik der Zarenregierung zum Trotz wiederhohlt seine Heimat gerettet hatte, hinterließ unvergänglichen Ruhm und Gedenken. Aber die von der Zarenregierung aufgestellten Denkmäler zu Ehren militärischer Siege drückten in der Regel nicht das Wesen des Patriotismus und der Heldentaten des russischen Volkes aus.
So war zum Beispiel das Gedenken an den Heldenmut und Heroismus, den die Soldaten und Offiziere in der historischen Schlacht bei Borodino gezeigt hatten, nur einer Reihe Regimentsdenkmäler verewigt worden. Zudem wurden - wie bekannt - diese ergreifenden Denkmäler mit den eigenen Groschen der überlebenden Regimentskameeraden errichtet. Nur einige von ihnen sind wegen ihrer Größe bedeutender, so zum Beispiel die Denkmäler auf den Massengräbern des 1. und des 19. Jägerregiments. |
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Die größten Denkmäler zu Ehren von militärischen Siegen Rußlands sind Kathedralen und Gedenksäulen...
Ihre Idee bestand darin, das Volk in Gottesfurcht zu halten und es zur untertänigen Liebe gegenüber seinen
Monarchen zu erziehen.
Tatsächlich fanden wir in der Baukunst der ganzen Welt kein Beispiel einer historischen Gedenkstätte, die unserem Ehrenmal wenn schon nicht als Vorbild, so doch wenigstens als Ausdangsidee hätte dienen können. So bewegten wir uns bei unserer Suche auf völlig unbekannten Wegen. Und dabei spielte die russische Baukunst mit ihren großartigen Traditionen, Architekturensembles zu gestalten, die zu den höchsten Errungenschaften der internationalen Architektur gehören - wie insbesondere die Schöpfung des genialen Rossi - eine bestimmende Rolle. Der requiemartige Charakter des künftigen Ehrenmals seinerseits brachte uns auf den Gedanken, den Kurgan als ursprünglich russische Form eines Massengrabes zu nutzen. Diese Kurgane existieren übrigends nach wie vor als stumme Denkmäler vergangener nationaler Geschehnisse. |
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Indem wir uns bemühten, den Sinn des Großen Vaterländischen Krieges, sein Wesen und seine historische Bedeutung tiefer zu begreifen, indem wir den Gang der Ereignisse verfolgten, schufen wir unter ungewöhnlichen Schwierigkeiten die Komposition des künftigen Ensembles. Unser ganzes Künstlerisches Vermögen wandten wir daran, dem sich in unserer Vorstellung herauskristallisierenden Bild des Ehrenmals Gestallt zu geben. |
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Wir waren völlig von dem Gedanken beherscht, daß sich das künftige Monument um Zentrum von Europa erheben wird, daß die Menschen aller Länder der Welt darauf blicken und daß sie es unzweifelhaft als Zeugnis sowjetischer Kunst betrachten werden, das mit den Mitteln der Plastik die gewalzige internationale Befreiungsmission der Sowjetarmee zum Ausdruck bringt.
Mann kann sich unschwer vorstellen, welches kolosale Verantwortungsgefühl wir im Prozeß unserer Arbeit empfanden. |
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Geschichte |
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Bei der Einweihung des Sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park am 8. Mai 1949, dem 4. Jahrestag des Kriegsendes, war Otto Grotewohl, einer der beiden Vorsitzenden der SED und spätere Ministerpräsident der noch im selben Jahr gegründeten DDR, Leiter der deutschen Delegation. Er endete seine Rede mit den Worten:
„Wir danken der ruhmreichen Sowjetarmee, die uns von der Geißel der Menschheit, dem Faschismus, befreit hat. Das Gelöbnis von Millionen Proletariern lautet in dieser Stunde: für Demokratie, Frieden und Sozialismus zu kämpfen.“
1985, zum 40. Jahrestag des Kriegsendes, veranstalteten die Vertreter der Jugendbewegung der DDR einen Fackelzug am Treptower Ehrenmal. Dort leisteten sie stellvertretend den „Schwur der Jugend der DDR“.
Staatlich organisiertes Gedenken findet am Ehrenmal heute kaum noch statt. Einzig das militärische Zeremoniell zum Abzug der russischen Truppen aus der DDR wurde noch hier am Ehrenmal abgehalten. Nach einem Festakt im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt waren am 31. August 1994 1000 russische und 600 deutsche Soldaten zum gemeinsamen Totengedenken angetreten. Sie lieferten den Rahmen für die von kurzen Ansprachen begleiteten Kranzniederlegungen durch Bundeskanzler Helmut Kohl und Präsident Boris Jelzin.
Heutzutage findet alljährlich am 8.Mai eine Gedenkkundgebung am Ehrenmal mit Blumen- und Kranzniederlegungen statt, welche durch den "Bund der Antifaschisten Treptow e.V." organisiert wird. Die Veranstaltung steht unter dem Motto "Tag der Befreiung", denn in der Nacht vom 8.Mai auf den 9.Mai 1945 wurde in Berlin-Karlshorst eine letztendliche bedingungslose Kapitulation durch führende deutsche Militärs und Alliierte unterschrieben.
Das Ehrenmal war ein präsentes Bild im Alltagsleben der DDR. Die 1-Mark-Briefmarke trug eine Abbildung des Befreiers. Anlässlich des 40. Jahrestages des Kriegsendes wurde eine Sondermarke herausgegeben. In der Sowjetunion war Wutschetitschs Befreier auf der 1-Rubel-Münze abgebildet - Pobieda nad faschistskoi germaniei – Sieg über das faschistische Deutschland.
Die Sowjetischen Kriegerdenkmale waren denn auch wichtiger Verhandlungspunkt der russischen Seite für die Zwei-plus-Vier-Verträge zur Deutschen Wiedervereinigung. Die Bundesrepublik verpflichtete sich, ihren Bestand dauerhaft zu gewährleisten, sie zu unterhalten und zu reparieren. Jedwede Veränderungen der Denkmale bedürfen dabei der Zustimmung der russischen Föderation.
Es gibt auch kritische Stimmen zum Denkmal. Unter anderem gab es Proteste gegen die Stalin-Zitate. Die CDU hatte in der Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick den Antrag gestellt, diese Texte zu entfernen. Wegen Nichtzuständigkeit wurde dieser Antrag dann abgewiesen. Einige der Stalin-Zitate sind heute dem Vandalismus zum Opfer gefallen. |
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Nahaufnahme der Statue mit Kind und zerbrochenem Hakenkreuz |
Ehrenmal in Treptow, Kranzniederlegung |
Demonstration am sowjetischen Ehrenmal
5. Januar 1990 |
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Die Anlage |
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Man betritt das Treptower Ehrenmal, von der Puschkinallee kommend, durch einen Triumphbogen aus grauem Granit. Eine Inschrift auf diesem ehrt die Soldaten, „die für Freiheit und Unabhängigkeit der sozialistischen Heimat gefallen sind“. Dem Weg folgend gelangt man auf eine Art Vorplatz mit einer drei Meter hohen Frauenstatue, einer Allegorie der um ihre gefallenen Söhne trauernden „Mutter Heimat“. Von hier aus eröffnet sich dann die Sichtachse auf das Hauptmonument.
Ein breit angelegter, leicht ansteigender und von Weiden gesäumter Weg führt entlang der Zentralachse zum Hauptfeld der Anlage. Dieses ist markiert durch zwei große, stilisierte Fahnen aus rotem Granit, die sich auf beiden Seiten dem Weg zuneigen. An ihrer Stirnseite befindet sich jeweils die Skulptur eines knienden Soldaten in voller Montur und mit einer Maschinenpistole bewaffnet. Auf der linken Seite ist es ein älterer, auf der rechten ein junger Soldat.
Von hier führen einige Treppen zum symbolischen Gräberfeld hinunter, das das Zentrum der Anlage bildet. Diese mit Gras und kleinen Hecken begrünten Gräber sind durch fünf quadratische Steinplatten mit je einem Lorbeerkranz markiert (die wirklichen Grablegen finden sich jedoch eher an den Seiten der Anlage unter den Platanen und unter dem Grabhügel).
16 weiße Marmorsarkophage stehen entlang der äußeren Begrenzung dieses Feldes. Sie sind auf den beiden Längsseiten mit „Reliefs aus der Geschichte des Vaterländischen Krieges der Sowjetvölker“ versehen und tragen auf der dem zentralen Feld zugewandten Schmalseite Zitate von Josef Stalin, auf russisch auf der linken (nördlichen) und in der deutschen Übertragung auf der rechten (südlichen) Seite der Anlage. Die einzelnen Sarkophage stehen jeweils unter bestimmten Themen: Angriff der Deutschen, Zerstörung und Leiden in der Sowjetunion, Opfer und Verzicht des sowjetischen Volkes und Unterstützung der Armee, Heldenhafte Armee, Heldenhafter Kampf der Armee, Opfer und Leid der Armee, Sieg, Heldentod.
Die letzten beiden Sarkophage, die dem heldenhaften Sterben gewidmet sind, stehen in einer Linie mit dem zentralen Ort der Anlage, einem künstlich angelegten Grabhügel, auf dem, auf einem doppelten, konischen Sockel Jewgeni Wutschetitschs monumentale Skulptur „Der Befreier“ die Anlage dominiert. Die Figur stellt einen Soldaten dar, der in der rechten Hand ein Schwert und auf dem linken Arm schützend ein Kind trägt; ein Hakenkreuz zerbirst gerade unter seinen Stiefeln. Die Skulptur ist 12 Meter hoch und 70 Tonnen schwer. Das Kind soll dabei das unschuldige Volk darstellen, das nun in den Armen des Retters einer besseren Zukunft entgegensehen kann.
Die Statue steht auf einem begehbaren Pavillon, der sich seinerseits auf der Kuppe eines Hügels befindet. In der Kuppel des Pavillons befindet sich ein Mosaik mit einer umlaufenden russischen Inschrift und einer deutschen, allerdings fehlerhaften, Übersetzung. Dieses Mosaik war einer der ersten bedeutenden Aufträge in der Nachkriegszeit für die Firma August Wagner, vereinigte Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei in Berlin-Neukölln.Der Hügel, auf dem der Pavillon steht, ist einem „Kurgan“ (mittelalterlichen, slawischen Gräbern der Don-Ebene) nachempfunden. Solche Kurgane kommen öfter in den sowjetischen Gedenkanlagen vor: so in Odessa, Donezk, Smolensk, Kiew, Minsk und in Wolgograd. Im Treptower Park bildet der Hügel samt Pavillon und Statue mit 30 Metern Höhe den alles überragenden Endpunkt der 10 Hektar großen Anlage.
Der Bildhauer selbst hat in mehreren Interviews, so beispielsweise in der Berliner Zeitung vom 14. September 1966, betont, die Darstellung des Soldaten mit einem geretteten Kind habe eine rein symbolische Bedeutung und es würde sich dabei nicht um einen präzisen Vorfall handeln. Allerdings fand in der DDR die Erzählung vom Sergeanten Nikolaj Iwanowitsch Massalow (1921-2001), der am 30. April 1945 beim Sturm auf die Reichskanzlei ein kleines Mädchen in der Nähe der Potsdamer Brücke in Sicherheit gebracht hatte, weite Verbreitung. Ihm zu Ehren wurde an dieser Brücke über den Landwehrkanal eine Gedenktafel angebracht. Er galt auch lange Zeit als Vorbild des „Treptower Soldaten“. Modell für die Bronzefigur stand jedoch der sowjetische Soldat Iwan Odartschenko.
Eine weitere Version besagt, dass das Monument der Heldentat des Sowjetsoldaten und früheren Arbeiters des Minsker Radiowerkes (Weißrussland) T. A. Lukjanowitsch nachempfunden ist, der die Rettung eines kleinen Mädchens in Berlin mit seinem Leben bezahlt hat. Quelle für diese Version ist das Buch Berlin 896 km des sowjetischen Journalisten und Schriftstellers Boris Polewoi.
Auf der Anlage befinden sich die Gräber von über 5.000 sowjetischen Soldaten. |
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Quelle |
www.heimatmuseum-treptow.de
Förderverein Museum Treptow e.V.
Buch "Johannisthal in Berlin", Autor Bernd Rompf u.a.
Buch "Alt-Treptow", Autorin Helga Pett
Buch "Baumschulenweg/Plänterwald in Berlin", Autor Georg Türke
Buch "Treptows vergangene Pracht", Autor Georg Türke
Wikipedia |
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