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Heute scheint es rechte Zeit - sei es irgendwo draußen im Grünen bei einer Tasse "Selbstgebrühten" oder bei schlechtem Wetter daheim auf dem Kanapee - einer Frau zu gedenken, die besonders "helle" war und der man eigentlich schon längst hätte ein Denkmal setzen sollen, einer gewissen Frau Taube. Als "Erfinderin" des vor 150 Jahren zuerst in Treptow geübten Brauches des Kaffebrühens aus mitgebrachtem Kaffee in Gartenlockalen hat sie sich bestimmt große Verdienste um die sprichwörtliche "Berliner Gemütlichkeit" erworben. Wie es dazu kam, sei heute hier erzählt. |
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Als in der friederizianischen Zeit infolge der ewigen Kriege die Bevölkerungszahl Preußens stark zurückging, war das Königshaus u.a. auch stark an der Besiedlung des südöstlich von Berlin gelegenen Spreetals interessiert,. Damals enstand neben den Vororten Johanistal, Adlershof u,a. in der Cöllnischen Heide auch die Kolonistensiedlung Treptow.
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Von den sechs Siedlern bewohnten immer zwei ein kleines Doppelhaus. Jede Wohnung bestand aus Stube, Kammer und Küche. Das Ackerland der Treptower Kolonisten lag etwa in der Nähe der Kreutzung der Neuen Krugallee und des Dammwegs. Unter den Ansiedlern befand sich auch der Kolonist Taube aus Leikwitz in Sachsen. |
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Die Frau dieses Herrn Taube wurde nun gewissermaßen zur "Revolluzzerin" in Treptow. Die Treptower Kolonistin hatte nämlich schnell herausgefunden, daß sich mit den vielen Berlinern, die im Sommer täglich in die Cöllnische Heide pilgerten, um sich am Strand der Spree zu erhohlen, recht gute Geschäfte machen ließen. In ihren Obstgärten bewirteten sie ihre Gäste gegen bare Münzen mit Bier und Branntwein und Kaffee, ein damals schnell beliebt gewordenes Getränk. Über diese unlautere Konkurenz beschwerte sich, wie kaum anders zu erwarten, der Pächter des städtischen Treptower Vorwerksgasthauses beim "Hohen Rate" der Stadt. Der Magistrat sprach daraufhin ein Machtwort. Hoch und heillig mußten sich die Kolonisten durch Unterschrift verpflichten, die Abgabe von Kaffee an die Ausflügler einzustellen. |
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Aber der Hohe Rat der Stadt Berlin hatte nicht mit der Findigkeit der Frau Taube gerechnet. Frau Taube verkaufte nun den Ausflüglern, sich streng an das Verbot haltend, nur noch das kochende Wasser und lieh ihnen ihr Kaffegeschirr. Gemahlenen Kaffee mußten sich die Gäste von zu Hause mitbringen. Am Eingang der Kolonistengärten konnte mann sehr bald das einladende Schild lesen:
"Hier können Familien Kaffee kochen".
Die Berliner waren zufrieden und die Treptower Kolonisten machten weiterhin gute Geschäfte. |
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Das wurmte natürlich den Pächter des Vorwerkshauses und den Rat der Stadt erst recht. Frau Taube mußte als "Rädelsführerin" unbedingt unschädlich gemacht werden. So verpflichtete man sie, zunächst einmal wöchentlich "Frauenhofedienst" im Vorwerk zu leisten. Ihr Mann kam alle 14 Tage zum "Männerhofedienst" drann. Der Vertrag der Stadt mit den Siedlern ließ einen solchen Dienst zu. Da Taubes hartnäckig blieben, wurden sie vor Gericht geladen. |
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Die beiden fanden Richter, die es - sehr weise - mit dem Volke hielten. In dem Verkauf von kochendem Wasser sahen die Richter keine Umgehung der Schankkonzession. Käufer des kochenden Wassers lachten sich ins Fäustchen. Die Schilder am Eingang der Treptower Gärten wurden vergrößert bzw. neu gestrichen. In vielen anderen Gaststätten in der Umgebung Berlins fand der Treptower Brauch schnell Nachahmung. Die Berliner von Natur aus mißtrauisch und neugierig, lieben und schätzen nun einmal ihren "Selbstgebrühten", weil sie dann zuverlässig wissen, "was drin ist". |
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1817 |
Jahrzente später (1817) wurde mit dem Wachsen Berlins das Vorwerk aufgelöst. Gleichzeitig beschlossen die städtischen Behörden an der alten "Spreebudike" in Treptow gegenüber der alten Kirche von Stralau, ein Gasthaus im "eleganten Styl" zu errichten. Den Auftrag dazu erhielt der Architekt Langhans d.J. Mit der Fertigstellung diese Gasthauses, das sich im Laufe der folgenden Jahrzente unzählige Umbauten und Erweiterungen gefallen lassen mußte, begann Treptows große Zeit. |
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1869 |
Von den damaligen Pächtern, Christini und Koehn wurden auch die ersten großen Feuerwerke abgebrant, die später zu einer ständigen Einrichtung wurden und Treptow berühmt machten. Allerdings standen diese Feuerwerke wohl schon immer beim Wettergott in nicht allzugroßer gunst. Schon 1869 berichtete der Chronist C:Riesel:
"Wir lassen an der letzten Anschladsäule 'Feuerwerk in Treptow'. Wer ein richtiger Berliner ist, weiß, was diese Anzeige sagen will: ohne Regenschirm wird er sich nicht auf die Straße wagen; denn Treptower Feuerwerk und Regen sind gegenseitig sich mit Bestimmtheit hervorufende Erscheinungen und korrelate Begriffe". |
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Natürlich blieb es nicht bei dem einen Gasthaus und den primitiven Kolonisten-Etablissements. Das gute Geschäft, das man in Treptow machte, zog Spekulanten aller Art an, und so entstand im Laufe der Jahre am Ufer der Spree eine ganze Reihe großer, gut ausgestattete Lokale. Sie fielen später sämtlich dem Hitlerkrieg zum Opfer.
Aber ehe wir von dem sprechen möchten, was Treptow heute ist und wie es einmal werden soll, sei uns gestattet, noch einmal in der Zeit der dreißiger Jahre des 18. Jahrhunderst zurüchzuschalten. |
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1829 |
Unmittelbar vor den Toren Berlins lag damals auch im südosten der Stadt eine riesige Waldung: Die Cöllnische Heide. Nichts ist davon erhalten geblieben. Die Abholzung der Cöllnischen Heide, die 1829 begann, war das erste Glied in der Kette der Vernichtung des Groß-Berliner Waldgürtels. Der Magistrat begründete seinen in aller Heimlichkeit gefaßten Beschluß damit das die Heide der Stadt zu geringe Einnahmen bringe, weil das beste Holz daraus von Berlinern gestohlen würde. Also sollte die Heide abgeholzt, und das Gelände urbar gemacht, parzelliert und stückweise verpachtet werden, wie es dann auch später geschehen ist. Davon, daß das Stadtsäckel leer war und dringend einer Auffrischung bedurfte, sagte man den Berlinern nichts. Man schätzte die Summe die der Stadt durch Abholzung der Cöllnischen Heide zufloß, auf rund einhundertausend Taler. |
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1840 |
Als 1840 die letzten Bäume gefallen waren, war von der ehemals schönen Heide nichts weiter geblieben, als ein kleines Echenwäldchen unmittelbar an der Stadtgrenze, der heute sogenante "Schlesische Busch" sowie eine bescheidene Baumschule, die später die Bäumchen zur Anlage des Friedrichshains und des Humboldthains hergab. |
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Mit der an den Bäumen vor den Toren der Stadt verübten Schandtat waren die Berliner absolut nicht einverstanden. Aber es dauerte lange, eh man sich "höheren Ortes" entschloß, der oft vorgetragenen Forderung der Bevölkerung des Berliner Südostens nach einem schönen großen Park in der Nähe ihrer Wohnstätte endlich Gehör zu schenken. |
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1864 |
Erst 1864 erhielt der Gartenarchitekt Gustav Meyer, der sich durch seine Zusammenarbeit mit dem berühmten Lenné schon seinen Namen gemacht hatte, den Auftrag, für einen Park bei Treptow entsprechende Entwürfe vorzulegen. Von der Planung bis zum Beginn der Arbeitenwar ein weiter Weg. Im Jahre 1876 wurde endlich mit der Arbeit begonnen. Sie zog sich bis 1882 hin. Gustay Meyer, der sich außerordentliche Verdienste um die Verschönerung Berlins erwarb - die Berliner haben ihm ferner den Friedrichshain, den Humboldthain und den ehemaligen "Kleinen Tiergarten" zu verdanken -, hat die Fertigstellung seines schönsten und reifsten Werkes, des Treptower Parkes leider nicht mehr erlebt. Erst 61 Jahre alt, starb er 1877. |
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Bei der Anlage des Treptower Parkes mußten u. a. rund 134 Kubikmeter Boden bewegt werden. 42 000 Kubikmeter Erde schafte man auf dem Wasserwege heran. Zum Wegbau brauchte man 80 000 Kubikmeter Kies und 62 000 Kubikmeter Steinmaterial. 90 000 Bäume mußten gepflanzt, eine Fläche von 300 000 Quadratmetern mußte mit Rasen besät werden. |
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Natürlich gings auch nicht ohne Krach und Streit ab. Er enstand, weil Meyer die Abholzung der Birken für Notwendig hielt, die den Fahrweg durch den Park säumten (vom Bahnhof zum Lokal "Zenner"). Dagegen wehrte man sich . Birke erreichen aber meist nur ein Alter von 40 bis 50 Jahre, und viele waren schon damals reif für die Axt. Meyer hatte die Anpflanzung von Platanen empfohlen, die nach seinem Gutachten ein mehrhundertjähriges Alter verbürgen. Obwohl seine Gegner sogar angeblich "Fachleute" aufmarschieren ließen, die gegen Platanen geltend machten, daß sie "die bedenkliche Eigenschaft eines Hustenerregers haben und man ihre Anpflanzung an Kinderspielplätzen vermeiden soll", verstand Gartendirektor Meyer seinen Willen durchzusetzen. |
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Die Tatsachen haben ihm inzwischen Recht gegeben. Den herlichen Dom schattiger Platanen vom Bahnhof Treptow bis zum Lokal "Zenner" möchte wohl heute niemand missen. Und niemand verspürt besonderen Hustenreiz, wenn er in Treptow ist, es sei denn, er ist erkältet oder leidet an einem Bronchialkatarrh. |
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Schwerer Schaden wurde dem jungen Park in den Jahren 1895/96 zugeführt, als man ihn für die "Berliner Gewerbeausstellung" hergab, die zwar etwa 50 Millionen Gäste nach Berlin lockte, aber trotzdem mit einer Riesenpleite endete, weil das Wetter den ganzen Sommer über außerordentlich schlecht war. Der Park wurde auf Jahre hinaus verschandelt. |
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Als "Andenken" an diese Austellung verblieb den Berlinern die Treptower Sternwarte, die infolge schwieriger Betonierungsarbeiten erst Wochen nach Eröffnung der Ausstellung fertig wurde und erst zwölf Jahre später ein würdiges Heim fand., sowie der Spreetunnel, der statt 1896 erst 1899 eröffnet werden konte. |
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Dieser Tunnel, 454 Meter lang, liegt bis zu 12 Meter unter dem Wasserspiegel der Spree. Er war bis zum Jahre 1931 in Betrieb. Dann mußte er gesperrt werden weil zuviel Wasser eindrang. Ihn zu reparieren lohnte sich nicht mehr. |
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Die spreeaufwärts gelegenen Ländereien zwischen der Neuen Krugallee und dem Spreeufer, meist mit Weiden bestanden, wurden auf Anraten des Gartendirektors Meyer nach und nach als Baumschule eingerichtet und dementsprechend bewirtschaftet, um den laufenden Bedarf der Stadt an Junghölzern zu decken. |
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Aus dieser Zeit stammt auch die Bezeichnung "Plänterwald". Unter "pläntern" (auch "plentern" geschrieben) versteht man eine meist in Süddeutschland betriebene Waldnutzung, bei der Bäume aller Altersklassen durcheinanderstehn. Herausgenommen wird, was man braucht und was erforderlich ist, um dem Jungholz Raum zu verschaffen:
Junghölze zum Bau neuer Anlagen, altehrwürdige Bäume, die ihre Pflicht im Hinblick auf natürliche Nachzucht getan haben, zur Verwendung als Nutz-oder Brennholz. |
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Wie es heute, nach dem großen Hitlerkrieg, in den Treptower Parkanlagen aussieht, dürfte algemein bekannt sein, denn die Berliner sind nach wie vor dem schönsten Park ihrer Stadt treu geblieben. |
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Inmitten des Parks haben viele tausend Soldaten und Offiziere der Roten Armee, die bei der Befreiung der deutschen Hauptstadt von der Nazipest ihr Leben ließen, eine würdige Ruhestätte gefunden. Die Gartenlokale an der Spree sanken, wie bereits erwähnt, in Asche zusammen. Viele schöne alten Platanen und andere Bäume wurden noch in den letzten Stunden des Krieges von den Hitlertruppen gefällt, um sie zum Bau von Barrikaden zu verwenden; - als man damit die Niederlage Hitlers noch hätte aufhalten können. |
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Aber die ersten Schritte zu einem neuen Treptow sind inzwischen getan. An Stelle des Gasthauses "Am Spreetunnel" wuchs ein neues Lokal "Zenner" empor; schöner denn je. Daneben ist - zunächst nur als Provisorium gedacht - ein weiteres Gartenlockal im Bau. Die Gebäude auf der Abteiinsel wurden in der Nachkriegszeit neu hergerichtet und stehen zur Zeit unseren Jungen Pionieren zur Verfügung. Ob sie recht genutzt werden, ist freilich eine andere Frage. Mehr als einmal wurde schon der Wunsch laut, für unsere Jungen und Mädel ein schönes Heim ausfindig zu machen,damit die Abtei-Insel wieder wie früher allen Berlinern als Ausflugslokal und Erhohlungsstätte zur Verfügung gestellt werden kann. |
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Gedacht ist an den Bau von schönen Klubhäusern, an die Errichtung festlichrer Tanzsäle, großräumigen Gartenlokalen und gut hergerichteter Spiel- und Tummelplätzen. Mehr als ein Architekt würde es als seine schönste Aufgabe ansehn, Treptow wieder zur "Perle Berlins" zu machen. Es wird an uns liegen, ob und in welcher Zeit sich solche Ideen in die Wirklichkeit umsetzen lassen. Geschenke fallen nicht vom Himmel, sie wollen erarbeitet werden. |
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Quelle:
Heimatmuseum Treptow e.V. (Zeitungsbericht von 1956) |